HISTORY OF MITSUBISHI vol.5

Das Werk in Tokio

Das Herz der Fertigung im Zentrum Tokios

Das Werk in Tokio

Die Mitsubishi Materials Advanced Materials & Tool Company begann 1931 mit der Herstellung der TRIDIA-Hartmetallwerkzeuge und das Werk in Tokio spielte bei der Entwicklung dieses Werkzeugs eine zentrale Rolle. Eine solche Produktionsstätte im Herzen Tokios war zu dieser Zeit nicht unbedingt üblich. Das Tokioter Werk von Mitsubishi Materials durchlebte die Vor- und Nachkriegszeit, die starke Wachstumsphase und die Bubble Economy und entwickelte sich dabei zu einer Fertigungsbasis für Hartmetallwerkzeuge. 

Beginn der Herstellung von Hartmetalllegierungen

Der Standort des Werks in Tokio war dort, wo sich heute der Shinagawa Chuo Park befindet. Im Zentrum Tokios, nur ein paar Gehminuten vom Bahnhof Shimo-Shimmei, der von der Bahngesellschaft Tokyu betriebenen Ōimachi-Linie entfernt ist, wurde das Werk ab 1916 bis vor circa 25 Jahren betrieben. Vor 100 Jahren, im Jahr 1916, zum Zeitpunkt der Gründung des Mitsubishi Goshi Kaisha Mining Research Institute (Central Research Institute) als private Unternehmensforschungseinrichtung basierend auf einem Vorschlag von Koyata Iwasaki, nahm Mitsubishi Materials das Geschäft mit Hartmetallwerkzeugen auf. Das Institut widmete sich noch vor anderen Unternehmen der Wolfram-Forschung. 1923 begann es mit der Forschung an Hartmetalllegierungen. 1926 brachte das deutsche Unternehmen Krupp, das weltweit erste Hartmetallwerkzeug WIDIA auf den Markt. Die überraschend gute Schnittleistung veranlasste Unternehmen auf der ganzen Welt, ihre Forschung an Hartmetalllegierungen voranzutreiben. Mitsubishi Materials erkannte das Potenzial von Hartmetalllegierungen sofort und trieb die Entwicklung voran. Die Überwindung verschiedener Hindernisse erwies sich als gewaltige Herausforderung, sodass sich das Unternehmen acht Jahre mühen musste, bis es 1931 sein erstes Hartmetallprodukt, TRIDIA, auf den Markt bringen konnte. Als Mitsubishi Materials das Mining Research Institute nach Omiya verlegte, blieb der Geschäftsbereich „Entwicklung von Hartmetalllegierungen“ bestehen und setzte seine Tätigkeit als Niederlassung in Oi fort. 

Beginn der Herstellung von Hartmetalllegierungen
Das Mining Research Institute zum Zeitpunkt seiner Gründung. In diesem Gebäude begann die Forschung an Hartmetalllegierungen / Ein Erinnerungsfoto aus dem Jahr 1937 / Neues sechsstöckiges Gebäude, um der Massenfertigung gerecht zu werden / Das Werk in Tokio während der Phase des starken Wirtschaftswachstums (um 1960) / Das Tokioter Werk, das immer wieder umgestaltet und erweitert wurde / Arbeiten mit CAD-Systemen

Schwierige Geschäftsbedingungen während des Krieges

Der Beginn des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1939 hatte direkte Auswirkungen auf die Industrie. Die Nachfrage nach kriegswichtigem Material wie Hartmetall und Stellite stieg, während die Mitarbeiter an die Front geschickt wurden. 

1943 betrug die monatliche Hartmetall-Produktion über 1 Tonne und die Stellite-Produktion über 3 Tonnen. Zu dieser Zeit löste sich das Werk vom Mining Research Institute und wurde unabhängig. Es führte seinen Betrieb als Tokyo Metals Plant fort und wurde schon bald als wichtiges nationales Werk eingestuft. Das Werk wurde 1944 während der Luftangriffe der Alliierten auf die Stadt beschädigt und stand nach dem Krieg auf der Liste möglicher Vermögenswerte, die nach dem Krieg als Reparationen abgetreten werden sollten, weshalb das Risiko einer Beschlagnahme bestand. Das Werk konnte diesem Schicksal jedoch entgehen und die Angestellten arbeiteten hart, damit die Produktion wiederaufgenommen werden konnte. Das Geschäft mit Hartmetallwerkzeugen war auf Erfolgskurs, doch der Krieg setzte dem ein Ende und die nach dem Krieg vorherrschenden Bedingungen hatten zur Folge, dass es anderen Unternehmen nicht möglich war, dieses Geschäft aufzukaufen oder darin zu investieren, wodurch sich die Lage von Mitsubishi Materials erheblich verschlechterte. Die Unternehmensführung war gezwungen, eine Verringerung der Produktion und die Freistellung von Mitarbeitern in Erwägung zu ziehen, doch die Gewerkschaft wehrte sich gegen diesen Plan und pochte darauf, dass die Werke geschlossen werden sollten, wenn auch nur ein Mitarbeiter aufgrund der Verringerung der Produktion freigestellt werden müsse. Letzten Endes blieb Mitsubishi Materials keine andere Wahl mehr und so wurden am 31. Oktober 1948 die meisten Mitarbeiter freigestellt. Bleiben konnte nur die für die Aufrechterhaltung der Werke und der Technologie erforderliche Mindestanzahl an Mitarbeitern, doch man hoffte, die freigestellten Mitarbeiter bald wieder zurückholen zu können. Das Unternehmen arbeitete weiter an der Entwicklung von Einsätzen für Abbauwerkzeuge für Europa und die USA und bemühte sich darum, wieder den Stand zu erreichen, auf dem es sich vor dem Krieg befunden hatte. Im Dezember desselben Jahres, also 1948, öffneten die Werke wieder und die freigestellten Mitarbeiter wurden sofort zurückgeholt. 

Wirtschaftswachstum und die Wirtschaftsblase

1952 wurde das Werk umbenannt. Fortan hieß es nicht mehr Tokyo Metals Plant sondern Mitsubishi Metal Mining Company Ltd. Oi Plant. Nach einer Phase des starken Wirtschaftswachstums schrieb das Unternehmen 1955 erstmals nach dem Krieg wieder schwarze Zahlen. Danach wurde die Produktion schrittweise gesteigert und man erzielte drei Halbjahreszeiträume hintereinander, nämlich vom ersten Halbjahr 1967 bis zum ersten Halbjahr 1968, Rekordgewinne. Das Werk entwickelte sich zu einem zentralen Geschäftsbereich, der das gesamte Unternehmen mittrug. 1969 baute das Unternehmen sein Werk in Gifu, da es erkannte, dass es mit dem Werk in Oi zwar zum Marktführer in Japan werden könnte, dieses Werk in Oi allein aber nicht ausreichen würde, um Weltmarktführer zu werden. 1970 wurde das Werk in Oi umbenannt und hieß nunmehr nicht mehr Oi Plant sondern Mitsubishi Metal Corporation Tokyo Plant. Seit der Markteinführung von TRIDIA waren 35 Jahre vergangen und das Unternehmen befand sich an einem Wendepunkt, da es entschied, sein Hartmetallgeschäft auf den Weltmarkt zu tragen. 

Wirtschaftswachstum und die Wirtschaftsblase
Das Werk in Tokio vor dem Umzug an den Werksstandort in Tsukuba (um 1986) / Beim Entwerfen von Werkzeugen / Am Standort befindet sich derzeit der Shinagawa Chuo Park

Der Geist der Vergangenheit setzt sich in der Gegenwart fort

Durch den Wechsel vom Werk Mitsubishi Metal Mining Company Ltd. Oi Plant zum Werk Mitsubishi Metal Corporation Tokyo Plant wuchs das Geschäft mit Hartmetallwerkzeugen weiter. Die Herausforderung, eine in so kurzer Zeit erheblich gestiegene Nachfrage zu bedienen, beeinflusste Kundendienst und Produktentwicklungsfähigkeit. Aufgrund des Standorts in städtischem Gebiet war eine Erweiterung der Betriebsstätten schwierig, was sich auf die Fähigkeit des Unternehmens zur Ausweitung des Geschäfts einschließlich der Programme betreffend Services und Vergünstigungen für Mitarbeiter auswirkte. Zur Lösung dieses Problems erwog die Unternehmensführung einen Umzug des Werks in Tokio nach Ishigemachi im Bezirk Yuki (heutiger Name der Stadt: Joso) nahe der „Stadt der Wissenschaft“ Tsukuba in der Präfektur Ibaraki. Das Werk wurde im März 1992 an den Werksstandort in Tsukuba verlegt. Der Geist der Unabhängigkeit und des ständigen Strebens nach Fortschritt hat dem Werk dabei geholfen, auch schwere Zeiten zu überstehen. Dieser Geist wird von allen Mitarbeitern weitergetragen. 85 Jahre sind vergangen, seit Mitsubishi Materials 1931 Hartmetallwerkzeuge unter dem Produktnamen TRIDIA auf den Markt brachte. Im Bestreben, uns immer weiterzuentwickeln, knüpfen wir an das in den letzten 85 Jahren Erreichte an und führen es auch in den nächsten 100 Jahren fort.